Das steckt dahinter
Der Herzmuskel ist ein komplexer Muskel aus zwei Herzkammern und zwei Vorhöfen, der sich abschnittsweise zusammenzieht (kontrahiert). Erst durch die serielle Abfolge von Teilaktionen wird die Bewegung des Blutes ermöglicht: Zunächst kontrahieren sich die Vorhöfe und füllen die beiden Herzkammern, die sich darauf mit einer Kontraktion entleeren. Eine wichtige Funktion dabei übernehmen die Herzklappen: Sie verschließen die einzelnen Abschnitte gegeneinander, so dass das Blut nicht „rückwärts“ fließen kann.
Jeder Muskel des Körpers benötigt zur Kontraktion die Anregung durch einen Nervenimpuls. Die einzige Ausnahme ist das Herz: Es erzeugt die Anregung selbst und funktioniert selbst dann noch, wenn der Mensch bereits hirntot ist. Die Nerven (Vagusnerv als Teil des Parasympathischen Nervensystems und Sympathicus) sorgen hier lediglich für eine Modulation des Herzschlags.
Der Schrittmacher des Herzens ist der so genannte Sinusknoten, eine Ansammlung besonders spezialisierter Muskelzellen. Sie erzeugen eine Erregung, die dann zu den Muskeln weitergeleitet wird, welche schließlich mit einer Anspannung (Kontraktion) reagieren.
Der Sinusknoten regt weitere (untergeordnete) Taktgeberzentren (AV-Knoten, Rechter und Linker Tawara-Schenkel, HIS-Bündel) an. Die Kontraktion beginnt zunächst im Vorhof und setzt sich dann über die Herzspitze über die beiden Herzkammern fort. Nach der Kontraktion ist der Muskel eine bestimmte Zeit nicht mehr erregbar (Refraktärzeit), das heißt, er würde auf ein weiteres Signal in dieser Zeit nicht antworten. Damit ist ausgeschlossen, dass sich derselbe Abschnitt während eines Herzschlags mehrfach kontrahiert.
Bei den Herzrhythmusstörungen gibt es zahlreiche Formen mit unterschiedlicher Ursache. Sie entstehen durch eine Störung der Herzerregung oder Reizweiterleitung. Der Herzschlag wird dann zu langsam, zu schnell oder unvollständig, weil die einzelnen Teile nicht mehr im richtigen Rhythmus zusammenarbeiten. Die Folge kann sein, dass die Pumpleistung nicht ausreicht und es zu einer Herzinsuffizienz kommt.
Man unterscheidet:
Extrasystolen, das sind außerhalb des normalen Herzschlags auftretende Kontraktionen
Schnelle (tachykarde) Herzrhythmusstörungen
Hierbei steigt die Herzfrequenz auf über 100 Schläge pro Minute. Folgen zu viele Erregungssignale aufeinander, reagiert das Herz gar nicht mehr, da Muskeln nach der Erregung eine kurze Phase nicht erregbar sind.
Langsame (bradykarde) Herzrhythmusstörungen
Hier fällt der Herzrhythmus unter 60 Schläge pro Minute. Unter 40 Schlägen pro Minute verspüren die meisten Menschen (ausgenommen Leistungssportler) Symptome wie Schwindel, Kaltschweißigkeit, Müdigkeit.
Manchmal wechseln auch schnelle und langsame Rhythmusstörungen einander ab.
Reizleitungsstörungen
Die Leitung des Reizes vom Schrittmacherzentrum des Herzens kann gestört sein. Dann kommt der Reiz nicht mit der normalen Geschwindigkeit oder auf normalem Weg in den Herzkammern an. Im Extremfall schlagen die Vorhöfe und die Herzkammern unabhängig voneinander oder kommen der Erregung nicht mehr nach.
Häufigkeit
Herzrhythmusstörungen sind sehr häufig, meist werden sie vom Patienten gar nicht bemerkt. In diesem Fall ist auch keine Behandlung notwendig.
Wenn die Herzrhythmusstörungen Symptom einer Grunderkrankung sind, muss diese vorrangig behandelt werden. Nicht immer ist das Herz selbst der Auslöser.