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Mundspülungen: Pflicht oder Kür? Und helfen sie gegen Covid-19?

Mundspülungen: Was ist drin? Wie helfen sie?
© Logan Weaver/unsplash

Strahlend weiße Zähne, festes Zahnfleisch und frischer Atem 

– das ist ein echter Garant für Schönheit und Gesundheit. An einer guten Zahnpflege führt deshalb kein Weg vorbei. Die Frage ist, sind die bunten, stark beworbenen Wasser gegen Karies, Plaque und Zahnfleischbluten sinnvoll und dabei auch noch gesund? Oder sind pflanzliche Mundsprays nicht besser? Und was können die Mittel vorbeugend gegen Corona ausrichten?

Von: Inge Behrens

Wie sinnvoll sind Mundspülungen?

Wie die Daten von Statista belegen, benutzten 2019 täglich elfeinhalb Millionen Deutsche ab 14 Jahren einmal täglich und sogar fast acht Millionen mehrmals täglich eine Mundspülung. Dass Menschen immer öfter zu Mundspül-Flaschen greifen, ist nachvollziehbar. Doch ist es auch notwendig?

Zahnersatz ist sehr kostspielig und die Sorge, dass unbemerkt ein Loch im Zahn entsteht, sich das Zahnfleisch entzündet oder sich eine tiefe Tasche im Zahnbett bildet und danach das Zahnfleisch zurückgeht, ist nicht ganz unbegründet.

Denn das Gleichgewicht der Mundflora, in der 800 bis 1000 Bakterienstämme, Pilze und andere Mikroorgansimen angesiedelt sind, kann nur allzu leicht gestört werden und aus der Balance geraten. Das Rauchen von Zigaretten, der übermäßige Genuss von Alkohol, eine zuckerreiche Ernährung aber auch Stress und die Einnahme von Medikamenten wie Antibiotika und zu guter Letzt eine schlechte Mundhygiene fördern das Wachstum der schädlichen, kariogenen Bakterien wie etwa Streptococcus mutans.

Sie bilden gefährliche Säuren, die wiederum den natürlichen Biofilm verändern. Plaque entsteht. Dieser löst Mineralien aus dem Zahnschmelz und schädigt nach und nach seine kristallharte Struktur.

Sind Mundspülungen somit eine sinnvolle Ergänzung zur mechanischen Zahnreinigung?

„Bei einer guten Mund- und Zahnhygiene braucht man keine Mundspüllösungen“, ist Kieferchirurg und Zahnarzt Dr. med. Dr. med. dent. Manfred Nilius überzeugt. Er empfiehlt seinen Patienten die Zähne nach jeder Mahlzeit erneut zu putzen. Durch regelmäßiges, gründliches Zähneputzen mit fluoridhaltiger Zahnpasta sowie durch den Gebrauch von Zahnseide oder Interdental-Bürstchen lassen sich die Beläge gut entfernen

Doch Hand aufs Herz – wer hat schon immer eine Zahnbürste griffbereit, wenn er zum kurzfristig anberaumten Meeting eilt oder direkt nach getaner Arbeit eine Verabredung hat?!

Wann können Mundspülungen dennoch angebracht sein?

Abgesehen davon, gibt es auch heute noch Menschen, die den nicht ganz einfachen und auch zeitintensiven Umgang mit Zahnseide und Interdental-Bürstchen scheuen. Einigen fehlt schlichtweg die Geduld und anderen Personen mangelt es an Geschicklichkeit. Viele wissen nicht, wie sie mit diesen kleinen Instrumenten im Mund umgehen sollen und können mit falschen Bewegungen sogar das Zahnfleisch verletzen.

In diesen Fällen kann daher der regelmäßige Einsatz einer Mundspülung im Alltag empfohlen werden:

  • Für Träger fester Zahnspangen (Brackets)
  • Für Personen, die sich mit Zahnseide & Co nicht anfreunden können
  • Aus altersbedingten Einschränkungen nicht dazu in der Lage sind
  • Oder ganz aktuell: Als Vorbeugung gegen Corona

Eine Mundspüllösung sollte zwar das Reinigen der Zahnzwischenräume mit Zahnseide und Co keinesfalls ersetzen, aber – so das Ergebnis von Stiftung Warentest 2017 – „wem es schwerfällt, die Zahn­zwischenräume zu reinigen, sollte die Produkte für die tägliche Zahn­pflege nutzen“.

Mundwasser vs. Mundspülung: Was ist drin?

Auch wenn Mundwasser und Mundspüllösung landläufig synonym gebraucht werden, so gibt es doch folgenden Unterschied. Mundwässer werden als Konzentrate angeboten und dann in Wasser verdünnt angewendet. Sie sind dafür gedacht, Mundgeruch zu kaschieren, also für einen frischen Atem zu sorgen und enthalten häufig Alkohol und ätherische Öle. Sie gelten als Kosmetik.

Mundspülungen gibt es als Kosmetik, Medizinprodukt oder Arzneimittel, je nachdem für welche Anwendung sie gedacht sind und in welchen Konzentrationen die Inhaltsstoffe vorliegen. Sie werden unverdünnt als fertig gemischte Mundspüllösung verwendet.

Es gibt

  • kariesvorbeugende (enthält kariesreduzierende Zusatzstoffe mit Fluorid)
  • zahnfleischpflegende und
  • medizinische Mundspülung (diese enthält häufig das keimtötende Chlorhexidin und ist als Arzneimittel nur in Apotheken zu bekommen).

Wieso soll man Mundspülung nicht schlucken?

Ab und an kann es passieren, dass bei der Mundspülung doch etwas von der Flüssigkeit verschluckt wird. Bei kleinen Mengen ist die ungewollte Aufnahme unbedenklich. Bei größeren Mengen können die antiseptischen Stoffe Speiseröhre und Magen reizen und zu Durchfall führen. Deshalb wird vor dem Verschlucken auf jeder Flasche gewarnt.

Die Qual der Wahl

Wer nach einer Mundspülung sucht, hat zweifelsohne die Qual der Wahl. Denn ob im Drogerie- oder im Supermarkt – Verbraucher und Verbraucherinnen finden dort unzählige Produkte. Aber welche Inhaltsstoffe sie genau enthalten, was die rot, blau oder grün schillernden Spülungen bewirken und welche positiven Effekte sie tatsächlich haben, das ist nur schwer ersichtlich. Das Problem: laut Etikett versprechen alle mehr oder weniger dasselbe: Zuvorderst geben Mundspülungen vor, Zähne und den gesamten Mundraum gesund zu erhalten und für frischen Atem zu sorgen. Die meisten wollen zudem Karies vorbeugen, andere die Zähne vor Plaque und Zahnstein schützen und manche versprechen, dass sie bei Zahnfleischbluten helfen oder gar Zahnfleisch- oder Mundschleimhautentzündungen lindern.

Problem: Produkte müssen nicht halten, was sie versprechen

Auch wenn Hersteller ihre Mundspülungen in der Drogerie wie Arzneimittel präsentieren, so sind es doch nur kosmetische Produkte, die unter die "Verordnung für kosmetische Mittel" fallen. Daher muss ein Hersteller auch gar nicht belegen, dass seine jeweilige Mixtur aus beliebigen Zutaten wirklich positive Effekte erzielt. Sie darf nur nicht schaden.

Was „klinisch getestet“ tatsächlich bedeutet

"Klinisch getestet" heißt nicht, dass es eine nachweisliche Wirkung gibt, sondern nur, dass das Produkt in einer Klinik getestet wurde“, erklärt die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung. Stiftung Warentest hat deshalb 2017 zwanzig keimreduzierende Mundspülungen, darunter drei Lösungen für Kinder, getestet. Das Ergebnis: fünf versprachen zu viel, zwei günstige Produkte gingen als Testsieger hervor.

Viele Produkte enthalten Alkohol

Selbst ein kosmetisches Mundwasser, das nur den Atem erfrischen soll und dem gewöhnlich nur eine minimale Dosis von Pfefferminz-Öl und/oder Menthol-Aroma beigemengt wird, ist nicht unbedenklich. Damit es länger haltbar ist, wird dem Wasser oft Alkohol hinzugefügt. Der Alkoholgehalt könne bis zu 30 Prozent betragen, so die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung. Und Dr. med. Musselmann ergänzt: "Alkohol in konzentrierter Form reizt das Gewebe stark und eliminiert nicht nur die schlechten Bakterien, sondern auch die guten, die für eine gesunde Mundflora sorgen."

Und noch ein wichtiger Punkt: Alkoholabhängige Menschen, auch wenn sie inzwischen „trocken“ sind, sollten sie daher nicht verwenden.

Naturkosmetik statt bunte Wässerchen

Zwar sollten Mundspülungen die tägliche Zahnpflege keinesfalls ersetzen, aber in bestimmten Situationen können sie diese unterstützen. Sie sollen vor allem Ihre natürliche Mundflora unterstützen und nicht durch "zu viel Chemie" schädigen. Daher: Auch wenn in Supermärkten die bunt schillernden Mundwässer um Ihre Aufmerksamkeit buhlen, möchten wir Ihnen ebenso wirksame, aber viel besser verträgliche Produkte aus der Welt der Naturkosmetik empfehlen, die mit ätherischen Ölen und Gerbstoffen punkten. 

Sie können gegen Zahnfleischentzündungen (Gingivitis) helfen und sogar gegen Parodontitis (Entzündung des gesamten Zahnbettes). Der Allgemeinmediziner Dr. med. Berthold Musselmann mit Schwerpunkt Naturheilkunde ist überzeugt: "Durch ihre breite Wirkung bringen Mundspülungen auf Heilpflanzenbasis die eigene Mundflora nicht aus dem Gleichgewicht und das Zahnfleisch wird natürlich gestärkt."
Auch gegen Mundgeruch können sie helfen, mehr dazu hier >.
Wenn es Ihnen vor allem um Kariesprophylaxe geht, dann sollten die Produkte Fluorid enthalten, was Naturkosmetika nicht leisten. Mehr zu Produkten mit Fluorid hier >

Heilpflanzen mit hohem Anteil an ätherischen Ölen sind (Produkte in Klammern, meist nur in Apotheken erhältlich):

  • Thymian und Salbei (Salviathymol Tropfen)
  • Kamille (Kamillosan, Propar, zusammen mit Propolis)
  • Myrrhe (Repha Os Mundspray, Gerbstoffe aus Blutwurz und Ratanhia verstärken die Wirkung)
  • Ingwer
  • Pfefferminze
  • Eukalyptus
  • Lorbeer

Welche Nachteile haben die chemischen Mundspülungen?

  • Schleimhautreizung,
  • direkte Zellschäden durch die chemischen Substanzen,
  • gute Bakterien werden ebenso eliminiert wie schädliche
  • Allergien.

Achten Sie außerdem auf den Alkoholgehalt: Alkohol in konzentrierter Form reizt zu stark und facht vorhandene Entzündungen weiter an. Das kann auch naturkosmetische Mundsprays betreffen.

Ein besonders starkes Desinfektionsmittel ist Chlorhexidin, das daher auch nur in diesen speziellen Fällen angewendet werden sollte.

Welche Mundspülung bei Parodontitis?

In einer wissenschaftlichen Studie konnte nachgewiesen werden, dass es durch zweimal tägliches Spülen mit einer Kombination aus den ätherischen Ölen Thymol, Eucalyptol, Menthol und Methylsalicylat möglich ist, die Plaque um 56 Prozent und das Zahnfleischbluten sogar um 70 Prozent zu verringern [5].

Auch Dr. Nilius ist von der pharmakologischen Wirksamkeit ätherischer Öle überzeugt. Als Zahnarzt hat er erfahren, dass ätherische Öle nicht nur bei Zahnfleischentzündungen, sondern auch sehr gut gegen eine akute tiefergehende Entzündung des Zahnhalteapparates (Parodontitis) und sogar gegen eine chronische Erkrankung des Zahnbetts (Parodontose) helfen können. „Die Öle dringen tief in die Taschen ein und entfalten dort ihre antientzündliche Wirkung“, so der Zahnmediziner.

Fazit: Wer etwas gegen Entzündungen des Zahnfleisches und der Mundschleimhaut tun möchte, für den ist eine Mundspülung mit ätherischen Ölen eine gute Wahl.

Ätherische Öle bekämpfen nicht nur nachweislich die Zahl schädlicher Bakterien im Mund, sondern einige von ihnen sind sogar viruzid, das heißt, sie bremsen das Wachstum von Viren. Seit vielen Monaten wird deshalb diskutiert, ob das Gurgeln mit ätherischen Ölen die Viruslast von SARS-CoV-2 reduzieren kann.

Mundspülung gegen Corona

Antiseptisches Gurgeln als Prophylaxe bei Covid 19

Erste Eintrittspforten für Viren, die unsere Atemwege befallen, sind fast immer Mund und Nase. Auch wenn uns derzeit vor allem das SARS-CoV-2 Virus zu schaffen macht, auch Influenzaviren und die häufigen Erkältungsviren verfahren nach diesem Prinzip. Gurgeln wurde lange Zeit zur Behandlung bakterieller/viraler Infektionen (z.B. Halsentzündung, Erkältung) eingesetzt, ist aber aus der Mode gekommen, wie die DGKH bedauernd feststellt [15]. Vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie erfährt dieses alte Hausmittel erneute Aufmerksamkeit.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn empfiehlt Menschen daher prophylaktisch zu gurgeln. Der Gesundheitsminister wie auch viele andere hegen die Hoffnung für einen unbestimmten Zeitraum die Viruslast im Mund-Rachen-Raum hemmen und somit das Ansteckungsrisiko erheblich senken zu können. Doch auch das Thema Vorbeugung und schwächerer Krankheitsverlauf sind Themen, die derzeit diskutiert werden.

Die Frage ist nur, welche Mundspülungen sind in der Lage, das Virus zu bremsen?

Während manche Zahnärzte prophylaktisch ihre Patienten mit chlorhexidinhaltigen Mundspülungen gurgeln lassen, um sich selbst und andere vor einer Infektion mit Covid-19 zu schützen, setzen manche auf die Wirksamkeit von ätherischen Ölen. Wieder andere sind überzeugt, dass Alkohol das Mittel der Wahl ist. Schließlich ist es auch in Desinfektionsmitteln enthalten. So empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKG) das antiseptische Gurgeln öfter als Präventionsmaßnahme zu nutzen. Vor allem bei Verdacht, sich mit dem SARS-CoV-2 Virus angesteckt zu haben, raten Hygieniker wie Klaus-Dieter Zastrow zum regelmäßigen Gurgeln mit speziellen Desinfektionsmitteln für die Schleimhaut. 

All diese speziellen Desinfektionsmittel enthalten jedoch einen hohen Anteil an Alkoholen wie Propanol oder Ethanol. Unser Experte Dr. Musselmann warnt deshalb davor, diese häufiger zu benutzen, da sie allergische Reaktionen auslösen und das Epithel der Mundschleimhaut zu sehr schädigen. "Die Konzentration, die Viren verlässlich tötet, muss bei (je nach Virus) 70 bis 95 Prozent liegen. Also eine zu starke Reizung und insgesamt kein guter Weg. Die Inhaltsstoffe in Heilpflanzen wie ätherische Öle, Flavonoide und Co sind es, die vorwiegend wirken."

Welche Heilpflanzen sind viruzid?

Auch wenn es derzeit noch an Humanstudien fehlt, die die antivirale Aktivität von Heilpflanzen bei Covid-19 eindeutig belegen, ist aus der Grundlagenforschung bekannt, dass "alle Heilpflanzen mit hohem Gerbstoffanteil antiviral wirken", so Prof. Dr. Michael Wink, Heilpflanzen-Experte und langjähriger Direktor am Institut für Pharmazie und Molekulare Biotechnologie der Universität Heidelberg.

Seine Erklärung lautet wie folgt: Gerbstoffe wirken zusammenziehend. Das heißt, sie verbinden sich mit den Eiweißmolekülen unserer Schleimhäute im Mund und führen so zur Ausbildung einer Schutzschicht, die einen antimikrobiellen Effekt hat. Deshalb sind Gerbstoffe ein wirksames Mittel bei Schleimhautentzündungen im Mund und Rachen sowie bei Wunden. Aber es geht noch weiter: Die Gerbstoffe binden auch an die Proteine von eindringenden Viren (die so genannten Spikes auf der Außenhülle), inaktivieren sie dadurch und verhindern so das Andocken und die Vermehrung in unseren Zellen. "Man kann sich das dann wie einen „molekularen Kleister“ vorstellen", so Wink abschließend.

Sehr gerbstoffhaltige Heilpflanzen sind z. B.

  • Blutwurz (Tormentillwurzel),
  • Eichenrinde,
  • Ratanhiawurzel,
  • Heidelbeere,
  • Aronia
  • Granatapfel oder
  • Zistrose

Wie wirksam sind Granatapfel- und Aroniasaft?

Weil hier bisher nur in vitro Ergebnisse zur Wirksamkeit vorliegen, ist das Gurgeln mit Aronia- oder Granatapfelsaft nur zweite bzw. dritte Wahl. Im Zellversuch zeigte sich aber, dass die Gefahr, sich mit SARS-CoV-2 anzustecken, nach mindestens einminütigem Gurgeln durch Granatapfelsaft um 80 % und durch Aroniasaft um 97% gesenkt wurde [17].

Auch das antivirale Potential von ätherischen Ölen ist belegt.

Mit ätherischen Ölen gegen Sars-CoV-2

Eine Analyse bestehender Studien (Metastudie) ergab, dass Mundwässer auf Basis ätherischer Öle die höchste Wirksamkeit zur Senkung der Viruslast zeigen [15]. An zweiter Stelle kommt eine Kochsalzlösung oder das Gurgeln mit Grünem Tee.

Die antivirale Wirkung ätherischer Öle beruht wie bei den Gerbstoffen auf ihrer Interaktion mit den Hüllproteinen des Virus. Die Lipidhülle des Virus wird zerstört und so das Andocken in der Mundschleimhaut verhindert. Besonders wirksam schnitt in einer Studie Lorbeeröl ab, allerdings erfolgte der Nachweis nur in-vitro (also nur an Zellen) [16].

Wissenschaftler halten es für sehr wahrscheinlich, dass auch Salbeiextrakt gegen SARS-CoV-2 wirksam ist. Dessen Wirksamkeit ist schon gegen Grippe- und andere Coronaviren nachgewiesen, also ein heißer Kandidat.


Fazit: Wie gut können Mundsprays gegen Corona also helfen?

Als kurzfristiger Schutz (wahrscheinlich maximal 2 Stunden) um die Ansteckungsgefahr zu reduzieren, zusammen mit den bekannten Hygieneregeln, können pflanzliche Mundsprays ein hilfreicher Baustein in der Covid-19-Vorbeugung sein.

Wenn Sie sich einer möglichen Infektionsquelle aussetzen, sich also unter Leute begeben (Teambesprechung, volle Bahn oder Bus) kann viruzides Gurgeln wirksam sein, um die Corona-Viren beim "Einflug" in Ihre Mundhöhle gleich zu erwischen und so zu eliminieren. Doch nicht nur die Vorbeugung ist ein Thema, denkbar ist auch, dass die Krankheit milder verläuft, wenn die Viruslast reduziert wird. Oder dass Sie selbst dann weniger ansteckend sind, wenn Sie symptomlos an Covid-19 erkrankt sind.

Denn: Die Daten aus vielen In-vitro-Prüfungen und Anwendungsbeobachtungen sind durchaus eine ernst zunehmende, wissenschaftliche Grundlage. Auch wenn die Erkenntnisse meist im Reagenzglas gewonnen wurden und unklar ist, wie stark übertragbar die Effekte von Mundspülungen beim "realen Gurgeln" sind: Einen Versuch ist es allemal wert, wir dürfen uns nur nicht in allzu großer Sicherheit wiegen! Hier sind noch weitere Studien erforderlich.

Empfehlenswert sind alle Produkte auf Basis von Heilpflanzen, die reich an Gerbstoffen und ätherischen Ölen sind. Wir haben anfangs solche Heilpflanzen und auch eine Auswahl an Produkten genannt. Häufig sind es keine Arzneimittel, sondern kosmetische Mittel, die damit werben, das Zahnfleisch zu stärken (oder bei Zahnfleischentzündungen zu helfen) oder natürlich den Mund zu pflegen. Am besten Sie wählen Kombi-Produkte, in denen Gerbstoffe und ätherische Öle kombiniert sind. Das erhöht die Wirksamkeit.

Doch auch hier gilt: Maßvoll anwenden, denn auch Gerbstoffe und ätherische Öle können auf Dauer zu Nebenwirkungen führen (Reizung, verminderte Aufnahme von Nährstoffen).

Grenzen der Mundspülung gegen Corona

Wenn das Corona-Virus schon in die Zellen eingedrungen ist und sich stark vermehrt hat, kann Gurgeln nur noch wenig ausrichten, eventuell den Krankheitsverlauf abmildern. Gleiches gilt, wenn sich die Viren bereits im Nasenbereich oder in den Bronchien befinden.

Welche Mundspülungen helfen bei Mundgeruch? 

Mundchirurg Nilius schätzt, dass Mundgeruch der häufigste Grund ist, warum Menschen regelmäßig eine Mundspülung verwenden. Ursache dafür sind meist bakterielle Beläge auf der Zunge. 80 Prozent der Bakterien, die sich im Mund tummeln, befinden sich auf dem hinteren Zungendrittel. Die Stoffwechselprodukte mancher Bakterien verströmen den unangenehmen Schwefelgeruch. Wissenschaftliche Studien zeigen, dass Mundgeruch, medizinisch korrekt Halitosis genannt, in fast allen Ländern der Welt ähnlich häufig auftritt. 

Ernährungsgewohnheiten spielen daher wohl keine entscheidende Rolle. Ungefähr jeder Vierte leidet zu bestimmten Tageszeiten unter Mundgeruch. Sofern Zähne und Zahnfleisch gesund sind und das Mundwasser nicht eine übelriechende Entzündung übertünchen soll, kann man mit einem atemerfrischenden Mundwasser zwischendurch nichts falsch machen, meint die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung.

Auch hier punkten ätherische Öle

Besonders gut lässt sich Mundgeruch mit Mundspülungen bekämpfen, die reine ätherische Aromaöle wie Salvia, Thymol, Lemongras-Öl oder Menthol enthalten. Denn die reinen Essenzen aus den Pflanzen-Bestandteilen wirken antibakteriell, beheben also die Ursache des Übels. Die in Deutschland wohl meist genutzte Mundspüllösung „Listerine“ enthält beispielsweise Menthol, Eucalyptol sowie Thymol, die Essenz eines starken Thymiantyps. Um ätherische Öle zu verdünnen, müssen sie mit Alkohol, vorzugsweise Ethanol, kombiniert werden. „Alkohol hat jedoch den Nachteil, dass es das Zahnfleisch reizt, wenn man es über längere Zeit täglich verwendet“, erklärt Zahnarzt Nilius. 

Nahaufnahme eines lächelnden Paares.
© Junior Reis - unsplash.com

Eine gute und günstige Alternative bieten einfache pflanzliche Hausmittel, etwa grüner oder schwarzer Tee. Die in den Teeblättern enthaltenen Gerbstoffe unterdrücken das Wachstum von Bakterien. Auch das Spülen und Gurgeln mit Salbeitee, Ingwer- oder Zitronenwasser reduziert schlechten Atem ebenso wie das Essen eines Apfels.

Fluorid schützt Zähne wirksam vor Karies und Plaque

Viele Studien der Zahnforschung belegen, dass das Mineral „Fluorid“ (nicht zu verwechseln mit dem giftigen Gas Fluor) die Zähne am besten vor Karies schützt. Denn es hemmt das Wachstum der schädlichen Bakterien. Empfehlungen zur Anwendung in verschiedenen Altersgruppen sind in der Leitlinie „Fluoridierungsmaßnahmen zur Kariesprophylaxe“ (DGZMK von 2013) umfassend dargestellt und begründet.

Nicht nur die meisten Zahncremes sondern auch viele Mundspüllösungen enthalten daher Fluoridverbindungen. Als besonders wirksam gilt die Verbindung von Aminfluorid und Zinnfluorid. Die Herstellung der komplexen Wirkstoff-Kombination ist teuer, dafür aber wirksam. Sie hemmt nicht nur die Bildung von Zahnbelag, sondern könne sogar nachweislich Plaque wieder auflockern, erklärt die kassenzahnärztliche Vereinigung der Zahnärzte (KZBV). „Mundwässer, die unter Hinweis auf den Inhaltsstoff Fluorid kariesvorbeugend sein sollen, müssen mindesten 0,025 Prozent Fluorid enthalten, um eine Wirkung erreichen zu können“. Das Spülen mi diesen Wässern empfiehlt die KZBV vor allem bei freiliegenden Zahnhälsen, nach einer Parodontitis-Behandlung und den Trägern von Brackets, da beim Putzen mit der Zahnbürste der Belag unterhalb der Drähte nicht entfernt werden kann.

Doch auch in diesem Fall ist die Mundspülung nicht das einzige Mittel, um Karies und Plaque vorzubeugen. Dr. Nilius verrät einen einfachen Trick: „Sie können alternativ auch einfach etwas fluoridhaltige Zahnpasta auf eine Zahnbürste geben und rasch rundum auf die Zähne verteilen, einen großen Schluck Wasser nehmen und die Zahncreme aufschäumen lassen. Danach 30 Sekunden gleichmäßig im Mund hin und her bewegen und dabei durch die Zähne ziehen.

Sonderfall Chlorhexidin: für den Akutfall gedacht

Apothekenpflichtige Mittel wie etwa Chlorhexamed sind dagegen ein Sonderfall und keinesfalls als tägliche Lösung zur Kariesprophylaxe oder um Plaquebildung vorzubeugen geeignet. Sie gehören zu den medizinischen Mundspüllösungen und sollten immer nur kurzfristig für die Dauer einer zahnärztlichen oder kieferchirurgischen Behandlung eingesetzt werden, also

  • während einer Parodontitis-Behandlung,
  • nach einer Zahn-OP wie dem Entfernen von Weisheitszähnen,
  • dem Einsetzen eines Implantats oder
  • nach einem Zungenpiercing.

In der Phase der Wundheilung erfüllen sie zwar ihren Zweck. Aber zu welchem Preis?

Denn es werden nicht nur die unerwünschten Bakterien, sondern auch die nützlichen Bakterien in der Mundflora abgetötet. „Das Spülen mit diesem chemischen Wasser ist sogar negativ wirksam, also schädlich für die Mundhöhle und den Zahnhalteapparat, weil sie die gesunde Mundflora stören“, erklärt Zahnarzt Dr. dent. Dominik Nischwitz, ein Pionier der biologischen Zahnmedizin in seinem Buch „In aller Munde“. Denn solche chemischen Lösungen zerstören Zellen, indem sie Löcher in die Zellwände reißen.

Dr. med. Musselmman ergänzt: "Zwar werden auch die aggressiven Keime zerstört, aber diese wachsen meist schneller wieder hoch und schädigen gute Teile der Mundflora." Zu diesen umstrittenen Desinfektionsmitteln gehören auch Benzalkoniumchlorid und Cetylpyridinium (z. B. Dolo-Dobendan Lutschtabletten gegen Halsschmerzen).

Weitere Nebenwirkungen von Chlorhexidin

Konzentrierte Chlorhexidin-Spüllösungen verfärben nicht nur die Zähne, sondern verändern auch den Geschmackssinn und können diesen trüben.

Wasserstoffperoxid gegen Parodontose und zur Wundreinigung

Dr. Nilius kennt noch ein weiteres Mittel, das die Wundheilung beschleunigt. Sein Name: Wasserstoffperoxid, H2O2. In der Zahnmedizin wird H2O2 als dreiprozentige Lösung zur Desinfektion des Zahngewebes eingesetzt. Es säubert sehr gut Wunden und fördert die Gerinnung des Blutes. Speziell nach Zungenpiercings wird es von Zahnärzten empfohlen, denn es desinfiziert die betroffenen Stellen und stoppt schnell die Blutung.  Die H2O2-Mischung ist verschreibungspflichtig und muss vom Apotheker eigens angesetzt werden. 

Auch im Handel sind Mundspüllösungen mit Wasserstoffperoxid erhältlich. Allerdings ist der Bestandteil nicht so hoch konzentriert und auf 0,3 Prozent verdünnt. 

Wie lange soll Mundspülung nach einem Zungenpiercing angewendet werden?

Der Abheilungsprozess eines neuen Zungenpiercings dauert in der Regel 2 bis 3 Wochen, die vollständige Wundheilung sogar bis zu drei Monate. Um Entzündungen zu vermeiden empfehlen Piercingstudios, die betroffene Stelle mindestens zweimal täglich für 2 bis 3 Wochen zu pflegen. Neben dem Verzicht auf Nikotin, Kaffee, Alkohol, Milchprodukte und anfangs am besten auch auf feste Nahrung, eignen sich Mundspülungen, um eventuelle Speisereste zu entfernen und so das Risiko von Entzündungen und Infektionen gering zu halten. 

Abgekühlter Kamillentee oder andere Präparate mit Kamille (z. B. Kamillosan) können sinnvoll sein, es gibt allerdings auch spezielle Spülungen und Sprays, um Bakterien zu entfernen und die Abheilung zu fördern. Das Pflegeset von ProntoLind, das weder Alkohol noch Chlorhexidin enthält, wird von vielen Studios zur Nachbehandlung empfohlen.

Quellen/Weitere Informationen

Quellen
  1. Bevölkerung in Deutschland nach Häufigkeit der Verwendung von Mundspülungen von 2016 bis 2019 unter de.statista.com
  2. Mundspülungen. Homepage Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung
  3. Mund­spülungen: So gut helfen Meridol & Co bei Karies und Plaque von Stiftung Warentest
  4. Die besten 11 Mundspülungen für einen guten Schutz vor Karies im Vergleich – 2020 Test und Ratgeber. Unter stern.de
  5. Mundspüllösungen: Keine Lösung für alle Fälle. Unter deutscheapothekerzeitung.de
  6. Die fünfte Deutsche Mundgesundheitsstudie - Kurzfassung. Von Institut der Deutschen Zahnärzte im Auftrag von Bundeszahnärztekammer und Kassenzahnärztlicher Bundesvereinigung.
  7. Langfristig sind ätherische Öle besser als Chlorhexidin. Von journalclub.de
  8. Wie nachhaltig sind Individual- und Gruppenprophylaxe? IDZ (Institut Deutscher Zahnärzte)
  9. Pflanzenstoffe in Bonbons und Mundwasser gegen Viren nutzen. Unter medical-tribune.de
  10. Welche Mundspülungen helfen gegen Corona? Unter dentalmagazin.de
  11. Johnson & Johnson: Fakten zur häuslichen Mundhygiene. Unter zm-online.de
  12. Halitosis. Unter dgparo.de
  13. So bleibt die Mundflora gesund. Unter Ndr.de
  14. Antiseptikum Chlorhexidin. Unter Stiftung Warentest
  15. DGKH: Viuzides Gurgeln und viruzide Nasensprays
  16. Pflanzliche Extrakte gegen virale Infektionen des oberen Rachenraumes, Unter Thieme-Verlag
  17. Conzelmann C, Weil T, Groß R, Jungke P, Frank B, Eggers M, Müller JA, Münch J. Antiviral activity of plant juices and green tea against SARS-CoV-2 and influenza virus in vitro. doi
  18. Österreichische Gesellschaft für wissenschaftliche Aromatherapie & Aromapflege: Influenza, Corona & Co.
  19. Leitlinie „Fluoridierungsmaßnahmen zur Kariesprophylaxe“ (DGZMK von 2013)
  20. Piercingstudio Wien
  21. Tattoopiercing.net Community Thread Mundspülungen
  22. Website Zahnarzt Dr. Seidel

weitere Beiträge:

  1. Mundspüllösungen anwenden. Von Apothekenumschau.de
  2. Kommerziell erhältliche Mundspüllösungen inaktivieren SARS-CoV-2 im Labor. Unter Ärzteblatt.de
  3. Mundwasser – sinnvoll oder unnötig? Unter: zahnärzte-seehof.de

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