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Selen

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Die Paranuss enthält Selen.
© wikipedia

Selen ist lebenswichtig

Selenmangel löst Krankheiten aus. Eine therapeutische Gabe kann bei bestimmten Erkrankungen segensreich sein. Die Einnahme von zusätzlichem Selen in Form von Selenpräparaten ist jedoch bei ausreichendem Selenspiegel nicht sinnvoll.

Von: PhytoDoc-Redaktion

Von: PhytoDoc Redaktionsteam

Dieser Artikel ist eine Gemeinschaftsarbeit des dreiköpfigen Redaktionsteams. Er wurde sorgfältig auf Basis der aktuellen, phytotherapeutischen Fachliteratur erstellt. Dabei obliegt die fachliche Endprüfung dem Heilpflanzen-Experten Prof. Dr. Michael Wink.

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Was ist Selen?

Selen ist ein seltenes Spurenelement. Sehr lange wusste man nicht, dass Säugetiere Selen benötigen. Es war eine kleine Sensation, als man 1986 entdeckte, dass Selen über die Aminosäure Selenocystein in Proteine eingebaut wird. Damit musste man die Liste der Aminosäuren von 20 auf 21 erweitern. Proteine, die Selen enthalten, sorgen dafür, den oxidativen Stress zu beherrschen. Damit übernehmen sie wichtige Funktionen wie die Begrenzung von Entzündungsschäden. Von entzündlichen Erkrankungen über Alterung, Alzheimer bis Krebs reichen die gerade untersuchten Anwendungsgebiete. Die Einnahme von zusätzlichem Selen in Form von Selenpräparaten ist jedoch umstritten, da gerade die umfangreichen Studien keine einfach zu interpretierenden Daten liefern. Daher sind Nebenwirkungen zu beachten. Selen wird mit Sicherheit die Forschung noch für eine Weile beschäftigen.

Wie gut hilft Selen?

Die Gabe von Selen ist umstritten, möglicher Weise ist sie in bestimmten Situationen positiv.

Sicher ist: Selen ist lebenswichtig. Selenmangel führt zu Krankheiten. Die Einnahme von zusätzlichem Selen in Form von Selenpräparaten ist jedoch umstritten. Die Gesellschaft für biologische Krebsabwehr empfiehlt die Einnahme von Selen vor, während und nach einer Krebstherapie. Wissenschaftlich abgesichert ist eine therapeutische Gabe von Selen nur bei wenigen Erkrankungen.

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat daher in einer Stellungnahme bekannt gegeben, dass Selen in Form von Selenomethionin und Selenhefe vorerst nicht präventiv eingesetzt werden soll. In entsprechenden Studien sei ein Nutzen bisher nicht belegt.

Nach einer geltenden europäischen Richtlinie dürfen in Nahrungsergänzungsmitteln die anorganischen Selenverbindungen Selenit und Selenat verwendet werden (Beispiel: Natriumselenit, Natriumhydrogenselenit und Natriumselenat). Organisches Selen in Form von Selenomethionin oder Selenhefe werden nicht befürwortet.

Bisher wird die Behandlung mit Selen in den Leitlinien der medizinischen Fachgesellschaften nicht empfohlen, es wird aber auf einen möglichen Nutzen hingewiesen.

Alle Anwendungen im Überblick, sortiert nach Wirksamkeit

Hinweis: die möglichen Anwendungsgebiete sind zwei verschiedenen Kategorien zugeordnet, je nach Studienlage.

Eine ausführliche Definition erhalten Sie, wenn Sie mit der Maus über die jeweiligen Blätter fahren.

Gesicherte Wirksamkeit
  • intravenöse Ernährung
Wirksamkeit laut Erfahrungsheilkunde
  • Absorptionsstörungen (chron. Diarrhöen, Mukoviszidose, Kurzdarmsyndrom, etc.), Ausgleich des Mangels
  • Ausgleich des Bedarfs bei verschiedenen Erkrankungen (Nierenersatztherapie, Leberzirrhose)

Wozu braucht der Körper Selen?

Selen ist lebensnotwendig

Früher dachte man, dass Selen giftig ist, da in Nordamerika in selenreichen Gebieten Vergiftungen beim Vieh auftraten. Aber die Dosis macht das Gift. Heute wird es sogar in der industriellen Tierzucht (z. B. Hühner und Rinder) in winzigen Mengen gezielt eingesetzt: Es fördert Gedeihen, Leistung und Fortpflanzung der Tiere.

Selen und Schilddrüse

Besonders wichtig ist der Schutz vor oxidativem Stress für die Schilddrüse, da hier im Stoffwechsel gefährliche Stoffe entstehen. Selenhaltige Enzyme helfen Schilddrüsenhormon aufzubauen und abzubauen.

Eventuell könnte Selen auch in der Kropf (Struma) -Therapie in Zukunft eine Rolle spielen. Eine aktuelle Arbeitshypothese stellt zur Diskussion, ob Selen eventuell die Autoimmunprozesse bei der Hashimoto-Thyreoiditis positiv beeinflussen könnte sowie die postpartale Thyreoiditis bei Frauen.

Entgiftet Selen?

Seit langer Zeit diskutiert man, ob Selen dazu beitragen könnte, die Giftigkeit von Schwermetallen wie Quecksilber abzumildern. Das BfR hält die entgiftende Wirkung für nicht eindeutig geklärt. In Tierversuchen hatte es widersprüchliche Ergebnisse gegeben.

Selen und Krebsvorbeugung

Selen ist indirekt auch an der DNS-Synthese, Zellwachstum und reguliertem Zelltod beteiligt. Da bei Krebs das Zellwachstum entgleist, lag eine Untersuchung von Selen auf Krebserkrankungen nahe. In 18 von 72 Studien hatte man außerdem festgestellt, dass Krebskranke oft geringere Selenwerte im Blut aufweisen.

Die Studien, welche die Gabe von Selen auf das Krebsrisiko untersuchen, kommen allerdings zu keinem einheitlichen Ergebnis. Die aktuelle Hypothese schlägt vor, dass nur Personen mit Selenmangel (und Mangelernährung) von einer zusätzlichen Selengabe profitieren.

Selen schützt vermutlich

Man kennt nicht die Funktionen aller selenhaltigen Proteine. Die bereits untersuchten Selen-Proteine regulieren meist das oxidative Gleichgewicht in den Zellen. Diese Enzyme sind unter anderem für die DNA-Synthese, für die Genexpression und für die Regulation von Zellwachstum und Zelltod wichtig.

Es gibt ausreichend Experimente aus der Grundlagenforschung, die zeigen, warum Selen unter Laborbedingungen nützlich ist und schützt. Ebenso eindeutig ist die Erkenntnis, dass Selenmangel und eine Mutation von Selen-Enzymen Krankheiten zur Folge hat. Leider sind die Ergebnisse mit verschiedenen Selenpräparaten in großen Studien uneinheitlich und der Einsatz ist immer noch umstritten.

Selen gegen Alter und Entzündungen?

Selen ist an der Beseitigung von „oxidativen Stress“ beteiligt. Die Schäden durch Oxidation machen sich im Laufe eines Lebens als Alterungserscheinungen bemerkbar. Rein theoretisch sollte Selen damit geeignet sein auch den Alterungsprozess und altersassoziierte Krankheiten zu vermindern, was zu prüfen wäre.

Alle entzündlichen Erkrankungen, die mit oxidativem Stress einhergehen, könnten durch Selengaben leichter verlaufen. So vermuten Experten, dass Patienten mit Krankheiten wie Arteriosklerose, Asthma, Herzkreislauferkrankungen, Rheuma, Morbus Crohn, Colitis ulcerosa, Gelenkentzündungen oder Pankreatitis von Selen profitieren könnten. Diese Patienten, haben womöglich auch einen höheren Selenbedarf.

Eine große Studie (SELECT) weist allerdings darauf hin, dass Selen (als Selenomethionin) Typ II Diabetes nicht zu verhindern, sondern eher zu begünstigen scheint.

Selen während der Krebsbehandlung

Die Gesellschaft für biologische Krebsabwehr empfiehlt die Einnahme von Selen vor, während und nach einer Krebstherapie. Es liegen viele Daten aus der Grundlagenforschung vor, die im Labor eine positive Wirkung selektiv auf Krebszellen zeigen konnten. Selen als Selenit soll die Wirkung der Chemotherapie verstärken und den Schaden durch Strahlentherapie verringern. Daneben hat man einen positiven Effekt auf das Immunsystem von Krebspatienten feststellen können sowie eine Verringerung der Lymphödeme nach Operationen. Ob die Wirkung der Therapie dadurch beeinflusst wird, muss noch sorgfältig geprüft werden.

Die offiziellen Leitlinien der wissenschaftlichen Fachgesellschaften sehen bisher keine Selenbehandlung in der Standardtherapie bei Krebs vor.

Stärkung des Immunsystems

Es ist bekannt, dass im Immunsystem Enzyme tätig sind, die Selen enthalten. Bei akutem Selenmangel verlaufen einige virale Erkrankungen sehr schwer. Es kommt unter Mangel an Selen vermutlich häufiger zu gefährlichen Virus-Mutationen. Laborversuche und Versuche an Menschen zeigen deutlich, dass Selen die Aktivität des Immunsystems unterstützt. Daher gilt Selen als immunstimulierendes Spurenelement.

Praktische Anwendung: Welche Selen-Produkte kaufen?

Selen wird in Tabletten als anorganisches oder organisches Selen angeboten.

Je nachdem, wie viel Selen-Wirkstoff pro Tablette enthalten ist, gilt das Präparat als rezeptpflichtiges Arzneimittel oder als frei verkäufliches Nahrungsergänzungsmittel:

  • 300 µg Selen pro Tablette: rezeptpflichtiges Arzneimittel (kostet nur die Rezeptgebühr), bei starkem Mangel sinnvoll
  • bis 200 µg Selen pro Tablette: frei verkäufliches Nahrungsergänzungsergänzungsmittel (100 Tabletten kosten ca. 30 Euro)
Anorganisches Selen

Biologisch verfügbar ist Selen als Selenit (Na2SeO3) und Selenat (Na2SeO4). Für Selenmangel, Krebstherapie oder der Intensivmedizin verwendet man schnell verfügbare Verbindungen wie Natriumselenit und -selenat. Sie können effektiv aufgenommen und eingebaut werden.

Organisches Selen

Die organischen Formen von Selen sind hauptsächlich Selenocystein (in Tieren) und Selenomethionin (in Hefen und Pflanzen). Beide Aminosäuren können im Darm aufgenommen werden.

Dosierung

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung schätzt, dass die Menge von 55-100 µg/Tag für die Versorgung eines Erwachsenen notwendig ist.

Nach Angaben der WHO liegt vermutlich die durchschnittliche tägliche Selenaufnahme in Deutschland bei 47 µg für Männer und 38 µg für Frauen. Somit könnte bei uns ein leichter Selenmangel bestehen.

Wer Selen einnehmen will, sollte täglich nicht mehr als 30 µg Selen über Nahrungsergänzungsmittel einnehmen.

In bestimmten therapeutischen Situationen kann mehr Selen verordnet werden (z. B. während einer Chemotherapie 500-1000 µg/Tag für kurze Zeit).

Empfehlungen

Für die Behebung eines akuten Mangels werden anorganische Selenverbindungen favorisiert.

Für die Vorbeugung eines Mangels ist eher eine entsprechende Ernährung zu empfehlen.

Wenn Sie ein Selenpräparat kaufen, sollten Sie darauf achten, dass die enthaltene Menge Selen angegeben ist. Sie sollte die als unbedenklich erachtete Höchstmenge von 30 µg pro Tagesdosis nicht überschreiten. Es scheint sinnvoll, die Präparate nicht ständig zu nehmen und Pausen von mehreren Monaten einzulegen.

In welchen Lebensmitteln ist Selen enthalten?

Selen ist vermehrt in verschiedenen Nahrungsmitteln enthalten: rotes Muskelfleisch, Wurst, Fisch, Meeresfrüchte und Eier (Selenocystein).

Pflanzen bauen je nach Selenangebot im Boden Selen anstelle des Schwefels in ihre Aminosäuren ein. Methionin ist ein Hauptprodukt, daneben gibt es viele andere Formen. Eine besonders reiche Selenquelle ist der Knoblauch. Außerordentlich hohe Selengehalte hat die Paranuss. Eine Nuss deckt den täglichen Bedarf eines Erwachsenen. Der Verzehr ist aber kritisch zu sehen, da sie häufig mit dem radioaktiven Bor belastet sind.

Wirkstoffe

Selen ist ein Element aus der Gruppe der Halbmetalle. Es kommt als schwerlösliches Mineral in der Erdkruste vor, ist aber nicht sehr häufig. Meist begleitet es schwefelhaltige Erze.

Selen wird als Spurenelement entweder in anorganischer Verbindung eingesetzt - als Selenit (Na2SeO3) und Selenat (Na2SeO4) - oder in organischer Form (Hauptprodukt ist Selenomethionin).

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