Rumpelstilzchen-Trilogie Teil II: Benannt – Gebannt?
Der Angst einen Namen zu geben ist nicht immer einfach
Als Rumpelstilzchen beim Namen genannt werden kann, sind seine Macht, sein Zauber gebrochen. Ähnlich ist es mit den Problemen, die uns bedrücken.
Von: Berthold Musselmann
Was belastet mich?
Wir schleichen oft belastet oder sogar schwermütig umher, wissen aber nicht, was uns eigentlich bedrückt. Ist „der Herd“ im Körper, in der Seele, im familiären Umfeld oder sonst wo erst einmal gefunden, haben wir schon viel gewonnen.
Namenlose Angst in benennbares Leid umwandeln
Dieser Erkenntnisprozess muss in einem geschützten Rahmen ablaufen, besonders bei traumatisierten Menschen. Sie müssen selbst bestimmen dürfen, wem sie sich wann in welcher Geschwindigkeit mit ihrem Problem/dem von ihnen Erlebten öffnen. Schrittweise kann so namenlose Angst in benennbares Leid umgewandelt werden, was einer Linderung, schließlich vielleicht Bewältigung zugänglich ist.
So wie im Witz über den Automechaniker ist der Beitrag der Therapeutin / des Therapeuten oft scheinbar gering:
Ein Kunde bringt sein Auto zur Werkstatt, weil der Motor nicht mehr richtig funktioniert. Der alte erfahrene Automechaniker horcht am Motor seines Kunden, klopft da und dort, schnuppert, schließlich schlägt er einmal beherzt mit dem Hammer gegen ein Teil im Motor, worauf dieser wieder funktioniert.
Dem Kunden präsentiert er eine Rechnung über 81 Euro, worauf dieser protestiert: „Für einen Schlag mit dem Hammer 81 Euro?“, der Mechaniker darauf:
„1 Euro ein Schlag mit dem Hammer –
80 Euro: gewusst wo!“
Ja, guter Rat ist eben teuer. Und hier wird das Problem auch noch gleich behoben. Ob es wirklich auf Dauer gelöst ist, bleibt dahingestellt. In der Medizin ist es meist schwieriger. Der Schlag mit dem Hammer bietet sich zudem in der Medizin nicht wirklich als Lösung an…
„Wo Es war, muss Ich werden.“ Stimmt diese Sentenz von S. Freud heute noch? Kann Ratio die „Probleme“ Emotio, Triebwelt etc. wirklich lösen?
Ist mit dem Benennen und Identifizieren von Problemen wirklich alles schon geschafft?
Nach meiner Erfahrung in der Praxis fängt jetzt der Kampf erst richtig an.
Viele langjährig Psycho-Analysierte wissen endlich, warum sie unglücklich sind – bleiben es aber trotzdem. Ja, gelegentlich sind sie noch unglücklicher, da sie jetzt mit dem Wissen doch glücklich sein müssten, ihnen geradezu „die Ausrede“ fehlt, unglücklich sein zu dürfen. Natürlich gibt es auch erfolgreiche Psychoanalysen und Psychotherapien besonders bei vertrauensvoller und belastungsfähiger Beziehung zum Therapeuten, aber der wissende und dennoch unglückliche Psychotherapierte ist in der Praxis nicht gerade selten.
Wir haben alles Wissen zur Lösung der Probleme in der Hand – Woran um Himmels willen liegt es dann, dass es so oft nicht klappt, mit der ökologischeren Lebensform, mit dem Abnehmen, mit dem Umsetzen im Leben?
Wir werden es uns im letzten Teil der Trilogie näher ansehen.
Ihr
Berthold Musselmann